Publikation

Sind hohe Populationsdichten die Ursache der Makropterie beim Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus; Caelifera: Acrididae)

AutorIn

Behrens M & Fartmann T

Veröffentlichung
2004
Quelle
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Beschreibung

Makropterie bei normalerweise kurzflügeligen Heuschreckenarten wurde besonders häufig beim Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus) beobachtet. Als Auslöser der Makropterie sind vor allem ein feucht-kühles Mikroklima und hohe Individuendichten genannt worden, die Auswirkungen sind Flugfähigkeit und verringerte Fruchtbarkeit der makropteren Individuen.

ln der Medebacher Bucht (Südwestfalen/Nordhessen) und der Märkischen Schweiz (Ostbrandenburg) wurden insgesamt 97 Probeflächen (Magenasen und Grünland) sowie fünf Transekte entlang eines Feuchtegradienten auf Vorkommen von makropteren Formen des Gemeinen Grashüpfers untersucht. ln drei bzw. fünf Fangserien erfolgten lsolationsquadratfänge zur Bestimmung der Individuendichten der Heuschrecken. Für alle Untersuchungsflächen wurden Vegetation und Habitatstruktur erfasst. Nur auf fünf Probeflächen und einem angrenzenden Transekt kamen makroptere lndividuen von C. parallelus vor - mit einem Anteil von 2,0-11,8 %. In beiden Untersuchungsgebieten traten makroptere Individuen von C. parallelus nur auf den Flächen mit den höchsten Individuendichten auf: Dort wurden als Maximaldichten von C. parallelus 2,6-5,4 Larven/m2 und 2,3-5,3 lmagines/m2 erfasst.

Die mittleren Dichten der teilweise makropteren Populationen erreichten das Drei- bis Fünfzehnfache der rein mikropteren Vorkommen.

Den oft vermuteten Zusammenhang zwischen Makropterie und feucht-kühlem Mikroklima widerlegen regionale Vergleiche der Habitate der rein mikropteren und teilweise makropteren Populationen: Makroptere Individuen wurden nur auf thermisch begünstigten Standorten mit geringer Störungsintensität gefunden, beides Faktoren, die hohe Individuendichten fördern. Diese Beobachtungen fuhren zu dem Schluss, dass die Makropterie bei C. parallelus dichteinduziert ist.

Flügelreduktion:

Flügelreduktion, Rückbildung oder völliger Verlust der Flugorgane (Flug, Insektenflügel, Vogelflügel) bei bestimmten Tieren als Ausdruck entsprechender Lebensweise, z.B. bei Bewohnern stark windbeeinflußter Lebensräume (Windfaktor), wie Gebirge, Inseln (Inselbiogeographie), Wüsten oder Küsten, bei Höhlenbewohnern (Höhle, Höhlentiere) sowie bei zahlreichen Parasiten (Lebensformen, Lebensformtypus). Zahlreiche Beispiele gibt es unter den Insekten. Hierbei werden voll geflügelte Formen makropter, kleinflügelige mikropter, kurzflügelige brachypter (Brachypterie), schmalflügelige stenopter und völlig ungeflügelte als apter bezeichnet (flugunfähige Insekten). Völlige Flügellosigkeit (Apterie) kann primär sein (Apterygota; Urinsekten) oder bei den Pterygota (Fluginsekten) sekundär (z.B. Flöhe). Gelegentlich tritt Flügelreduktion nur bei einem Geschlecht auf. So sind die Weibchen der Schildläuse, der Sackträger, vieler Leuchtkäfer und anderer mikropter oder gar apter. Flügelreduktion tritt gelegentlich auch bei Vögeln auf (Laufvögel, Pinguine, Stummel-Kormoran, Riesenalk, Dronte, Eulenpapageien u.a.).

(Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/fluegelreduktion/25300)